Steigere die E-MTB Reichweite mit diesen Stromspartipps

Wie weit komme ich mit einer Akkuladung? Diese Frage hört man immer wieder, wenn man mit Leuten über E-Bikes diskutiert oder sich durch Foren liest. Die Reichweite ist von verschiedensten Faktoren abhängig, darum lässt sich keine verbindliche Antwort darauf geben. Mehr dazu erfährst du untenstehend.

Wie weit du wirklich mit deinem eigenen Bike kommst, musst du bei einem Selbsttest herausfinden. Suche dir eine abwechslungsreiche Strecke und fahre so stromsparend wie möglich, bis der Akku leer ist. Als Referenzwert: Mein aktueller Weitenrekord mit meinem Mondraker Chaser mit Bosch CX Motor und 625 Wh Batterie beträgt 2'200 Höhenmeter und 70 Kilometer. Ich bin 177 cm gross, 68 kg leicht und gut trainiert.

Auf der Bosch Website gibt es einen ausgeklügelten Reichweiten-Assistent, welcher ziemlich genaue Resultate liefert. Leider werden nur die möglichen Kilometer angezeigt, aber nicht die Höhenmeter.

Wenn du eine lange Tour mit Freunden machst, solltest du die einzelnen Fahrertypen und Bikemodelle nicht ausser Acht lassen. Abhängig von Körpergewicht, Fitnesszustand, Akkugrösse, usw. kann die Reichweite zwischen den einzelnen Personen massiv variieren.


Achte auf dein Körpergewicht

Der grösste Stromfresser bist du selbst. Das Körpergewicht des Fahrers hat den bedeutendsten Einfluss auf die Reichweite. Ein Wohlstandsbäuchlein ist ungesund und auch das Bike ächzt unter deiner Last.

Als Beispiel: Ein grossgewachsener Kollege von mir bringt gut 100 kg auf die Waage. Ich bin ein Kopf kleiner und wiege 68 kg. Wenn wir zusammen auf Tour sind, beide mit der gleichen Akkugrösse, dann ist bei ihm bei ca. 1'300 Höhenmetern und 40 Kilometern fertig lustig. Zu diesem Zeitpunkt habe ich noch 30-40% Strom übrig. Ich könnte also locker noch 500 Höhenmeter und 10-20 Kilometer weiterfahren. Die 30 kg Gewichtsunterschied machen fast einen Drittel an Reichweite aus.

Kurz und ehrlich: Wenn du weiter kommen möchtest, dann musst du leichter werden.

emtb_reichweite1jpg
Schlank und drahtig. Mein Körperbau verbraucht wenig Strom.


Verbessere deine Fitness

Wenn du gut trainiert bist, dann wirst du sicher mit weniger Unterstützung fahren können und dementsprechend ist der Stromverbrauch kleiner. Wenn du möglichst viel im tiefsten Modus fährst oder den Motor hin und wieder sogar abschaltest, dann schaffst du richtig lange Distanzen. 

Mit dieser Fahrweise kannst du auch deine Kondition verbessern und die Muskeln stärken. Gewöhne es dir an, gewisse Teilstücke bewusst aus eigener Kraft zu bewältigen. Sich ein bisschen zu quälen gehört beim Radsport einfach dazu!

emtb_reichweite6jpg
Ich bewege mein Bike sportlich und kann so meine Fitness verbessern. (Foto: spitznagel.ch)


Fahre mit wenig Unterstützung

Ich weiss, die Verlockung ist gross, um ab und zu den Turbo-Modus zu aktivieren. Das ist auch nicht verboten, wenn du nur eine kurze Runde fährst, dann reicht der Strom trotzdem.

Wenn du eine Tagestour in den Bergen in Angriff nimmst, dann solltest du deinen Finger an der Motorsteuerung aber unter Kontrolle haben. Versuche möglichst häufig im Eco-Modus zu fahren und wähle nur bei steilen Aufstiegen eine höhere Stufe. Der Stromverbrauch steigt rapide an, sobald du dich zu fest vom Motor verwöhnen lässt.

Vergiss nicht, deine Gänge an der jeweiligen Motorstufe anzupassen. Versuche immer eine hohe Trittfrequenz zu treten (80-100 rpm), das spart Strom und gleichzeitig schont es den Antrieb und deine Gelenke.

Wer seine Motorparameter via App selbst einstellen kann, sollte die Regler runterdrehen, damit die Beschleunigungskurve flach bleibt.

Hinweis für Bosch Fahrer*innen: Vermeide den eMTB-Modus auf langen Touren, denn dieser geht je nach Druck auf dem Pedal bis in den Turbo-Modus. Du verbrauchst damit unbemerkt viel Strom. Nutze lieber den Tour-Modus, dieser bietet auch schon ordentlich Power.

emtb_reichweite7jpg
Fahre möglichst viel im Eco-Modus um Strom zu sparen.


Halte den Rollwiderstand klein

Nicht zu unterschätzen ist der Rollwiderstand von Wind, vom Boden und von den Reifen.

Der Wind ist der ewige Gegner von uns Radfahrern. Und wir können ihn leider nicht beeinflussen. Mit dem E-Bike fühlt sich Gegenwind nicht so anstrengend an, aber du wirst trotzdem mehr kämpfen müssen und der Stromverbrauch steigt.

Ein weicher und tiefer Boden lässt dein Bike auf dem Trail kleben. Wenn der Hinterreifen im Schlamm oder im Schnee bei jeder Umdrehung durchdreht, dann wird mehr Motorkraft und Strom für das Vorwärtskommen benötigt.

Mit den Reifen kannst du Strom sparen oder verbrauchen. Hier kommt es vor allem auf den Einsatzzweck an. Wenn du nicht der krasse Trail-Biker bist oder nur bei schönem Wetter fährst, dann kannst du einen Reifen mit feinem Profil montieren, welcher leicht rollt. Mir ist die Traktion und der Pannenschutz am wichtigsten. Ich fahre ein hohes Profil und stabile Seitenwände, dafür mache ich gerne Abstriche beim Rollverhalten.

emtb_reichweite4jpg
Schlammparty... Weicher Boden braucht viel Strom.


Wähle moderate Aufstiege

Die Topographie der Tour spielt ebenfalls eine wichtige Rolle bezüglich Stromverbrauch. Wenn es in der Falllinie steil nach oben geht, ist immer eine hohe Motorstufe nötig. Findest du hingegen einen gleichmässig ansteigenden Weg, kannst du locker im Eco-Modus hochtreten und Energie sparen.

Auch grosse Wurzeln und Steine, die beim Hochfahren im Weg liegen, bremsen dich aus. Du musst immer wieder antreten und kicken, was ebenfalls Strom frisst.

Höhenmeter sind der grössere Akkukiller als Kilometer. Wenn möglich, vergleiche verschiedene Aufstiege zum höchsten Punkt und wähle die flachere Variante, auch wenn die Distanz länger ist.

emtb_reichweite3jpg
Steile Aufstiege sind ein grosser Stromfresser. (Foto: spitznagel.ch)


Vermeide kalte Temperaturen

Akkus mögen keine Kälte. Wenn du im Winter unterwegs bist, dann musst du mit einer Reduzierung der üblichen Reichweite rechnen. Mit sinkender Temperatur nimmt die Leistungsfähigkeit eines Akkus ab, da sich der elektrische Widerstand erhöht.

emtb_reichweite2jpg
Snowrides machen Spass! Nur der Akku findet es nicht lustig. (Foto: spitznagel.ch)


Kaufe das für dich passende Bikemodell

Es passiert viel bei der Entwicklung von E-Bikes. In den letzten Jahren wurde die Akkukapazität immer grösser und gleichzeitig die Motoren kleiner und leichter. Zusätzlich wird immer mehr Carbon verwendet, um die Bikes abzuspecken. All das bringt zusätzliche Reichweite.

Und nun gibt es noch eine neue Kategorie von sogenannten Light-E-MTB (z.B. Specialized Levo SL und Orbea Rise), welche weit unter 20 kg wiegen. Allerdings muss man sich den Gewichtsvorteil teuer erkaufen, die Preise der Topmodelle bewegen sich alle im fünfstelligen Bereich...

Akkugrösse

Je mehr Wattstunden dein Akku hat, desto weiter kommst du. Das sind aber nur theoretische Werte, die oben genannten Punkte müssen dennoch eingehalten werden. Grundsätzlich ist es sinnvoll, bei einem Bikekauf ein Modell mit möglichst grossem Akku zu wählen.

Motorstärke

Die Power sorgt für die Musik! Und für den Stromverbrauch. Die heutigen grossen E-MTB Motoren haben 75-120 Nm. Daneben gibt es die kleinen, leichten Aggregate der Light-E-MTB mit 35-60 Nm.

Wie viel die Newtonmeter tatsächlich auf die Reichweite ausmachen, ist allerdings schwierig zu beurteilen. Das findet man wohl nur auf dem Prüfstand heraus. Als mein Bosch CX Motor ein Update von 75 Nm auf 85 Nm erhielt, hatte ich danach nicht das Gefühl, dass ich weniger weit komme.

Gewicht

Auf das Gewicht vom Mountainbike legen die Ingenieure immer mehr Wert. Es ist allerdings eine Gratwanderung, denn die Stabilität darf nicht vernachlässigt werden. Und während sich beim Rahmen und bei den Anbauteilen einige Gramm sparen lassen, werden die Akkus hingegen grösser und schwerer.

Es zeichnet sich jetzt schon ab, es wird in Zukunft zwei Kategogrien von E-Mountainbikes geben. Die herkömmlichen Schweren mit grossen Akkus und starken Motoren und die Leichten mit kleinen Akkus und schwachen Motoren. Was für wen besser geeignet ist, das ist sehr vom Fahrertyp und vom Einsatzzweck abhängig. Eine ausgiebige Testfahrt mit verschiedenen Modellen ist unerlässlich.

emtb_reichweite5jpg
Mein Mondraker Chaser wiegt fast 25 kg. Trotzdem schaffe ich über 2'000 Höhenmeter damit. (Foto: spitznagel.ch)